Vor ein paar Wochen kam eine Mail von Dominik Ziller vom Independent Verlagshaus J. Frank, ob ich Lust hätte einen Gedichtband mit Gedichten von Konstantin Kavafis um eine gegenwartsbezogene künstlerische Bildstrecke zu erweitern. Klar hatte ich Lust!
Nachdem das erste Treffen mit den der Machern vom Verlagshaus wegen Arbeitsüberlastung meinerseits verschoben werden, und beim zweiten Termin telefonisch daran erinnert werden musste, das er stattfand. “Wo bleibst Du?”( Was dazu führte dass zum ersten mal in meinem Leben überhaupt ein Kunde, nämlich Mc Kinsey, aus meinem Mund das Wort Scheisse… …hören musste (er an einem Ohr, Johannes Frank am anderen), und nachdem ich den Ladeneingang nicht fand… Nach alledem haben wir dann doch zusammengefunden, über Skype auch noch schönerweise Jan Kuhlbrodt den Übersetzer ( zusammen mit Jorges Kartakis ) zugeschaltet.
Und jetzt? Das Buch ist bei amazon und angekündigt. Im Herbst wird es erscheinen. Ich werde also bis zum Herbst einiges an neuen Bildern geschaffen haben, die ich aber selbst jetzt noch gar nicht kenne. Vor drei Wochen habe ich angefangen in spärlich gesähten freien Minuten über die Gedichte nachzudenken, zu lesen (über Konstantin Kavafis, Notate aus seinem Nachlass und anderes).
Wer war Kavafis, wie dachte, fühlte er, in welchem Kontext gesellschaftlich, historisch und überhaupt? Worüber spricht er in seinen Gedichten, was meint er? Wo finde ich mich darin wieder, unsere Gesellschaft, unsere Gegenwart , welche Themen? Was ist heute präsent dass dem gestrig von Kavafis geschriebenen entspricht?
Und – eine ganz andere wichtige Frage, mit welchen Mitteln will ich visualisieren?
Und obwohl es zum Buchtitel “Im Verborgenen” so gar nicht passen mag, habe ich mich entschlossen bei meiner Arbeit an dem Buch genau das Gegenteil zu tun: Den Arbeitsprozess der Entstehung mit der Öffentlichkeit zu teilen. Weil ich gerade das besonders spannend finde, und es ist auch interessantes Experiment für mich, wird es mir wie Kavafis ergehen, der so vieles verborgen halten musste. Wie mutig werde ich sein zu schreiben, was ich durchdenke? Zu zeigen was ich durchzeichne/male.
Schon jetzt merke ich eine Zensur im Kopf, und wo man sich überall verstellen muss. Wieviel Wahrheit kann man anderen zumuten?
Zum Beispiel denke ich gerade jetzt “Ich hasse facebook” und danach, “wenn ich das jetzt bei facebook schreibe wird dann mein Account dort gelöscht?” Was hat diese Aussage für einen Input auf meine beruflichen Kontakte? Die sind bestimmt nicht begeistert wenn ich äussere, dass ich ein wichtiges Social Media hasse. Es wäre ziemlich schlimm, wenn mein facebookaccount geläscht wird – wäre das nicht auch eigentlich gegen das Grundrecht auf Meinungsfreiheit ? Ich brauche facebook einfach aus beruflichen Gründen (facebook Rechtfertigungsargument Rang Nr.1) und um mitzubekommen was Kollegen veranstalten.
Und insbesondere jetzt wäre es schlimm, wo ich doch über meinen Arbeitsprozess bloggen will und das auch auf facebook. Das ganze bloggen bringt ja nichts wenn niemand es sieht und liest, oder zumindest die persönliche Illusion eines Austausches und gesehen werden da ist. Wenn denn zufällig jemand im Stream gerade in der Minute guckt, wo ich…
Wie auch immer. Ich freue mich riesig auf die Umsetzung der vor mir stehenden Aufgabe.
Schaun wir mal :-) Wenn denn wer schaut… und ich freue mich natürlich über Anregungen zu dem Thema.