HIDDEN #4 Annehmlichkeiten & Brotjobs

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“Wie teuer kämen mir meine Annehmlichkeiten. Ihretwegen habe ich meine natürliche Lebensbahn verlassen und sei Staatsbeamter geworden, wie lächerlich, und ich verlöre so wertvolle Stunden am Tag (dazu jene der Ermüdung und Erschlaffung, die darauf folgen). Welch Übel, welch Verrat. ” sagte Kavafis – so erzählt er*, zu einem jungen, sehr armen Dichter, der angesichts Kavafis Wohlstand wohl traurig wurde und ihm gegenüber äusserte: “Welch schreckliche Sache, wenn jemand darum kämpfen muss, das Lebensnotwendigste zu erarbeiten, nach Abonnenten für seine Zeitschriften zu suchen, nach Käufern für sein Buch“.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Kavafis eher nachts seiner Leidenschaft, der Dichterei nachgegangen ist. Tagsüber hatte er – wie oben erwähnt-  einen quasi “Brotjob” – als Staatsbeamter im Amt für Wasserwirtschaft des Ministeriums für Öffentliche Bauten in Alexandria (Ägypten). Erst mit 59 traute er sich zu kündigen, auf die Sicherheit zu verzichten um sich ganz der Lyrik zu widmen.
Nacht ist es jetzt auch, genau gesagt 4 Uhr morgens. Mein Arbeitsstand zu Kavafis ist schon weiter fortgeschritten, nur bin ich nicht dazu gekommen davon zu berichten. Deshalb jetzt noch schnell, bevor ich auf eine kurze Reise gehe die fertig gemalte Leinwand. Ich liebe das Neon Pink, obwohl es im Druck in Schwarz Gold nicht zu sehen sein wird. Den Prozess der Wandlung meiner Leinwand in eine Schwarz Gold Grafik habe ich auch schon erarbeitet und werde in Kürze darüber berichten. Nur heute Nacht nicht mehr :-)

P.S. Zu Brotjobs – wenn ich genau darüber nachdenke – gibt es bei mir kaum. Für mich ist ein Brotjob ein Job, den ich nur des Geldes  wegen mache. Mir fällt nur eine Dienstleistung ein, die ich ca. alle zwei Monate für ein bis zwei Tage erbringe, die ich als tatsächlichen Brotjob bezeichnen würde. Aber es gibt natürlich Aufträge, die weniger Freiheiten in der Gestaltung erlauben, und solche die viel Platz für Eigenkreativität lassen. Meiner Erfahrung nach: Je kommerzieller (weniger Freiheiten) um so besser bezahlt. Was mir wiederum die Freiheit gibt mit dem dabei verdienten Geld die weniger gut vergüteten Aufträge (Platz für viel Eigenkreativität) quasi querzusubventionieren ( und Annehmlichkeiten gibt es dadurch auch :-). Kommerziell bedeutet für mich: Die Illustrationen müssen den Geschmack einer grösseren Masse von Menschen (Zielgruppe) treffen (z.B. Werbung). Den Durchschnittsgeschmack. Ich könnte jetzt daraus schliessen, dass dem Gros der Menschen durchschnittliches am besten gefällt. Eigentlich schade. Aber zum Glück ist es ja nicht ganz so. Und auch in meinem Auftragsgefüge verändern sich da schon siet einiger Zeit Dinge. Wahrhaftigkeit ist da ein ganz wichtiger Begriff. Menschlich, als Dienstleister und als Kreativer.

*Quelle “Konstantin Kavafis, Die Lüge ist nur gealterte Wahrheit, Notate, Prosa und Gedichte aus dem Nachlass, Edition Akzente Hanser

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