HIDDEN #2 Dienst ist Dienst

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„Wie oft habe ich bei der Arbeit eine Idee, ein seltenes Bild vor Augen, wie unerwartet vollendete Verse, und ich bin gezwungen, sie außer acht zu lassen – Dienst ist Dienst“ schreibt Kavafis an einem Junitag vor 109 Jahren.* Wohl war. Mir geht es gerade ebenso, nach einem zweimonatigen pausenlosen Arbeitsmarathon und meinerseits verhängtem aktuellem Auftragsannahmestopp, ist doch jeder Tag wieder gefüllt mit eher dienstlichen Pfichten. Nichtsdesto trotz: Ich habe angefangen mit dem visuell kreativen Part. 

Vorab das (kurz gefasste) Briefing vom Verlagshaus J. Frank und Rahmenbedingungen: Zweifarbdruck in Schwarz und Gold. Format 120 x 195 mm. Minimum 120 Seiten. 19 Gedichte sind es: Im griechischen Originaltext und deutsche Übersetzungen von Jan Kuhlbrodt  (Leipzig) und Jorgos Kartakis (Athen). Auch eine sehr kreative Leistung übrigens so eine Übersetzung – wie mit Worten malen. Liefertermin 15. Juli 2014, knapp. Atmen nicht vergessen. Inhaltlich schwebt dem Verlag eine parallele visuelle gegenwartsbezogene Ebene/Bildstrecke vor, die mit Kavafis Texten in einen hoffentlich anregenden Dialog tritt.

Als erstes steht für mich die Überlegung an, wie und mit was ich überhaupt arbeite. Ich entscheide mich für eine Mischung aus gemaltem und digitaler Bearbeitung. Anhand bereits vorhandener Bilder mache ich erstmal einen Test, wie das überhaupt  aussieht und funktioniert mit dem Schwarz und Gold. Gut! Zum warm werden habe ich mir vorgenommen erstmal zu Kavafis selbst eine Bildstrecke zu erarbeiten, mit Portraits von ihm in verschiedenen Lebensphasen, dazu eine Art Zeitleiste der Ereignisse in seinem Leben. Erste Grundlage ein grobes Scribble, dass ich mir während meiner Internet- Recherche gemacht habe. Morgen komme ich hoffentlich an detailliertere Informationen über Kavafis, warte auf eine Buchlieferung. 1606_anja_nolte_hidden2_scribbleZum Format errechne ich mir die Bildstrecke auf die Leinwand. Bahnen von 2,5 Doppelseiten. 1606_hidden_2_rechnenIn Vietnam haben wir Joseph Coupland Hartley  kennengelernt und schöne Momente mit ihm geteilt. Ein grossartiger Maler und Mensch!  Auch in seinem Atelier waren wir, wo er seine Bilder einfach auf lose Leinwand gemalt hat. Hat mir wegen der Unkompliziertheit gefallen. Also keine Keilrahmen (aber checke ob es Kielrahmen für mein Format gibt, falls ich doch mal aufspannen will), sondern die Leinwand einfach von der Rolle zugeschnitten und auf den Tisch gelegt. Da mir nicht so viel Farbe in die Leinwand sacken soll, gibt es noch eine Grundierung mit transparentem Binder (guardi Dispersions-Kunstharz). Und eine unangenehme Überraschung – das gute Stückt schlägt Wellen. Krise! Mit dem Dampfbügeleisen geht es dann doch. Kohlezeichnung, Acrylweiss Kontraste. Oben der aktuelle Stand. Und die Reise beginnt :-)

*Quelle: Konstantin Kavafis , Die Lüge ist nur gealterte Wahrheit, Notate, Prosa und Gedichte aus dem Nachlass, Edition Akzente Hanser.

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